Weizen trifft Erbse
Gemeinsam forschen –gemeinsam wachsen. Das VORWERTS-Projekt
Im Februar backen wir ein ganz besonderes AKTIONSBROT:
Das Bio Sesam Leinsaatbrot ist ein vollkorniges Brot mit tollen Röstaromen und knackigen Saaten.
Für mehr Aroma rösten wir den Leinsaat an. Leinsaat gilt als heimisches superfood: randvoll mit wertvollen Nährstoffen, ungesättigten Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen.
Das Besondere am Brot aber ist das Brotgetreide: ein Weizen aus einer Mischkultur von Weizen und Erbse!
Mischanbau-Weizen und Roggen sind aus regionalem Anbau, vom Biohof Maage und Gut Adolphshof.
Die Mischung macht`s
Der Klimawandel betrifft nicht nur die Landwirtschaft. Wenn wir weiterhin regional gutes Mehl beziehen wollen, dann müssen wir alle gemeinsam an Lösungen arbeiten. Wir sind Teil eines Forschungsprojektes der Universität Kassel, das den Anbau, die Ernte, Verarbeitung und Vermarktung von Weizen aus Mischkultur testet. Der Ansatz, Innovationen direkt in der Praxis und unter realen Bedingungen zu erforschen und weiterzuentwickeln, ist erfolgversprechend. Denn der gängige Weg aus der Wissenschaft bis zur Anwendung ist lang und kostet viel Zeit – Zeit, die in Hinblick auf die Klimakrise sehr knapp ist.
Bereits jetzt sind Betriebe vor Ort ganz konkret mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. So hängt z.B. die Backqualität des Getreides von vielen Faktoren ab: von den Niederschlägen, Temperaturen und Bodenbedingungen auf dem Feld, dem Krankheitsdruck während der Anbausaison, der Witterung zur Erntezeit. Diese und andere Faktoren werden direkt vom Klimawandel beeinflusst. Starkregen, Trockenheit oder Hitzeperioden aber auch neue Pflanzenkrankheiten machen die Erzeugung von gutem Backgetreide mancherorts und in manchen Jahren immer schwieriger. Die Anbaurisiken werden immer größer.

Eine wichtige Strategie, um Risiken abzupuffern, Ertragsausfälle zu vermeiden und die Backqualität zu sichern, ist mehr Vielfalt auf dem Acker, z.B. durch Mischkultur. So bezeichnet man den Anbau von zwei oder mehr Pflanzenarten zur gleichen Zeit auf demselben Feld. Verschiedene Pflanzenarten auf dem Acker erschweren die Ausbreitung von Krankheitserregern, unterdrücken unerwünschtes Unkraut, und ergänzen sich in vielerlei Hinsicht in Ihren Ansprüchen und Bedürfnissen. Unterschiedliche Wurzelsysteme z.B. führen zu weniger Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe. Und wenn das Wetter dem einen Mischungspartner übel mitspielt, dann kann die andere Pflanzenart die Lücken füllen und Ausfälle kompensieren. Wenn man auch noch Erbsen, die Stickstoff aus der Luft aufnehmen können, als Mischungspartner mit Weizen anbaut, dann lassen sich so zuverlässiger bessere Backqualitäten erzeugen – und das ohne zusätzlichen Dünger. In Zeiten von Flächenknappheit und wachsender Weltbevölkerung ist Mischkultur damit ein Ansatz zur sogenannten ökologischen Intensivierung, d.h. der Ertragssteigerung ohne höhere Mengen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Wir verarbeiten für die Kampagne Bio Weizenmehl von der Bio Mühle Eiling. Angebaut wurde die Weizen/Erbsen-Mischkultur dafür vom Biohof MAAGE im Landkreis Hannover. Mit unseren Partnerbetrieben standen wir über die gesamte Planungs- und Anbauperiode in engem Austausch. So haben wir die Herausforderungen wie die Trennung der Weizen- und Erbsenkörner nach der Ernte erfolgreich meistern können.
Ab 4. Februar gibt es nun erstmals Mischkulturbrot in unseren Läden, auf den Marktständen und bei unseren Wiederverkäufern zu kaufen. Dabei unterscheiden sich Brot und Gebäck aus Mischkulturweizen eigentlich kaum von den anderen handwerklich erzeugten Backwaren. Sie schmecken lecker, sind frei von Zusatzstoffen und werden mit der gewohnten Zeit und Sorgfalt in unserer Bäckerei hergestellt. Und dennoch machen Mischkulturbrot und -gebäck eben einen großen Unterschied: für unser Klima, die Artenvielfalt, die Ackerböden, den Grundwasserschutz, den umweltschonenden Ressourcenverbrauch und für die regionale bäuerliche Landwirtschaft. Mehr Vielfalt auf dem Acker ist ein wichtiger Baustein für eine ökologische und nachhaltige Ernährung. Und mit diesem Wissen schmeckt das Brot und Gebäck ja vielleicht doch etwas anders – noch besser.
